Wozu dient der Energieausweis in Spanien?
Der Energieausweis (Certificado de Eficiencia Energética) ist ein offizielles Dokument, das den Energieverbrauch und die Kohlendioxid (CO2)-Emissionen eines bestimmten Gebäudes oder einer einzelnen Wohneinheit bestätigt. In Spanien spielt er eine wichtige Rolle bei jeder Immobilientransaktion: Ohne Energieausweis ist es nicht möglich, eine Immobilie legal zu verkaufen oder zu vermieten. Das Hauptproblem für Eigentümer ist das Risiko, dass der Notar die Beurkundung ablehnt, sowie mögliche Geldstrafen und Zeitverluste. Potenzielle Käufer oder Mieter möchten wiederum sicherstellen, dass die Kosten für Strom, Heizung und Kühlung nicht unangemessen hoch sind.
Heute hat dieses Dokument nicht nur informativen Charakter. Je besser die Energieeffizienzklasse, desto günstiger sind die Konditionen der „grünen Hypothek“ und bis 2030 werden zusätzliche Einschränkungen für Immobilien mit der niedrigsten Effizienzkategorie (G) erwartet. Dementsprechend ist es für Eigentümer wichtig, sich rechtzeitig um die Ausstellung des Energieausweises zu kümmern, um Schwierigkeiten beim Verkauf oder der Vermietung zu vermeiden.
Wann ist ein Energieausweis erforderlich und welche Immobilien sind ausgenommen?
Pflichtfälle
Veröffentlichung einer Verkaufs- oder Vermietungsanzeige auf den größten Portalen: Ohne Angabe der Energieeffizienzklasse kann das Portal die Veröffentlichung blockieren.
Durchführung einer Kauf- und Verkaufstransaktion: Der Notar wird den Vertrag nicht beurkunden, wenn kein Energieausweis vorliegt.
Vermietung von Immobilien (sowohl langfristig als auch kurzfristig): Der Energieausweis muss dem Vertrag beigefügt und dem Mieter eine Kopie ausgehändigt werden.
Beantragung einer „grünen Hypothek“ bei einer Bank (ein Darlehen mit Sonderkonditionen für Immobilien der Klasse A oder B): Liegt kein Energieausweis vor, wird das Finanzinstitut (z. B. Banco Bilbao Vizcaya Argentaria) die Vergabe ablehnen oder den Zinssatz anpassen.
Beantragung von Fördermitteln für Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz des Gebäudes: Ohne einen gültigen Energieausweis wird die Förderung nicht bewilligt.
Ausnahmen
Garagen, Abstellräume, zum Abriss oder zur umfassenden Sanierung vorgesehene Objekte. Für diese ist kein Energieausweis erforderlich.
Kleine Objekte mit einer Fläche von bis zu 50 m2: In einigen Autonomen Gemeinschaften Spaniens kann diese Größe von der Ausweispflicht befreit sein.
Gebäude von historischer oder kultureller Bedeutung: Wenn die Verbesserung der Energieeffizienz den architektonischen Wert beeinträchtigt, ist es in manchen Fällen erlaubt, keinen Energieausweis zu erstellen. Jegliche Änderungen an solchen Objekten bedürfen jedoch einer sorgfältigen Abstimmung.
Wenn Sie eine Immobilie vor langer Zeit gekauft haben und nicht vorhaben, diese zu verkaufen oder zu vermieten, müssen Sie keinen Energieausweis erstellen. Sobald jedoch die Notwendigkeit einer Transaktion oder die Beantragung von Fördermitteln für die Installation von Solarmodulen besteht, sollten Sie sich um die Registrierung des Energiedokuments kümmern.
Energieeffizienzklassen: von A bis G
In Spanien gibt es sieben Energieeffizienzklassen: A, B, C, D, E, F und G. Sie unterscheiden sich farblich und im prozentualen Verhältnis des Energieverbrauchs zu den Durchschnittswerten.
Hocheffiziente Klassen (A, B und C)
A (dunkelgrün): der beste Verbrauchswert, nicht mehr als 50 % des Durchschnittsniveaus. Häufig in Neubauten mit modernen energiesparenden Technologien zu finden.
B (grün): verbraucht bis zur Hälfte der Energie im Vergleich zu einem Standardobjekt. Kann sowohl Neubauten als auch umfassend sanierte Gebäude umfassen.
C (hellgrün): 10-25 % effizienter als der Durchschnitt, beinhaltet in der Regel Wärmedämmung, Solarmodule und hochwertige Klimageräte.
Mittlere und niedrige Energieeffizienzniveaus (D, E, F und G)
D (gelb): Der Wert ist häufig in Häusern mittleren Baujahrs zu finden. Hier kann es Doppelverglasung und eine grundlegende Wärmedämmung geben. Der Verbrauch liegt in der Regel 10 % unter dem Durchschnitt.
E (hellorange): die häufigste Klasse in Spanien (mehr als 70 % der Wohnungen). Dies ist das durchschnittliche Standardverbrauchsniveau.
F (dunkelorange): 25 % mehr als der durchschnittliche Energieverbrauch, meist typisch für Häuser, die älter als 40 Jahre sind, mit veralteten Heizsystemen.
G (rot): Objekte mit der schlechtesten Energieeffizienz, erfordern oft umfassende Sanierungen, um ein akzeptables Niveau zu erreichen. Es wird erwartet, dass für solche Objekte bis 2030 Beschränkungen beim Verkauf und der Vermietung gelten.
Wie erhält man einen Energieausweis?
Hauptverfahren
Schritt 1. Finden Sie einen technischen Sachverständigen. Sie können sich an die Architektenkammer, die Baukammer oder einen zertifizierten Sachverständigen im Internet wenden.
Schritt 2. Fordern Sie ein Angebot an und vereinbaren Sie einen Termin. Eine persönliche Besichtigung des Objekts ist erforderlich.
Schritt 3. Führen Sie ein Energieaudit durch. Der Sachverständige untersucht die Wärmedämmung des Gebäudes, die Heizungs- und Klimaanlagen und andere Parameter, um die CO2-Emissionen und den Energieverbrauch zu berechnen.
Schritt 4. Erhalten Sie einen Bericht und Empfehlungen. Für die Berechnungen wird eine vom Industrieministerium offiziell anerkannte Software verwendet. Der Bericht enthält Empfehlungen zur Verbesserung der Energieeffizienzklasse.
Schritt 5. Registrierung. Nach der Registrierung im Register erhält der Eigentümer den Original-Energieausweis.
Gültigkeitsdauer und Verlängerung
In den meisten Fällen wird der Energieausweis für 10 Jahre ausgestellt. Für die Klasse G wird die Gültigkeitsdauer auf 5 Jahre verkürzt, um den Eigentümer zu einer energetischen Modernisierung zu motivieren. Wenn im Gebäude umfangreiche Sanierungen zur Verbesserung der thermischen Eigenschaften durchgeführt wurden, ist es sinnvoll, einen neuen Energieausweis zu erstellen, um die höhere Klasse widerzuspiegeln und weitere Transaktionen zu vereinfachen.
Kosten und Bußgelder
Der Preis für die Erstellung des Energieausweises hängt von der Fläche und der Region ab und liegt im Durchschnitt zwischen 60 und 130 Euro für Wohnungen (50–100 m2) und 200–300 Euro für große Villen. Zusätzlich wird in einigen Autonomen Gemeinschaften eine Gebühr von 5–15 Euro erhoben. Ein gängiger Richtwert sind 1,5 Euro pro m2.
Leichte Verstöße (Bußgeld von 300 bis 600 Euro): Nichteinhaltung der Mindestanforderungen (z. B. fehlende Angaben zur Klasse in der Anzeige).
Schwere Verstöße (Bußgeld von 601 bis 1000 Euro): Nichtvorlage des Energieausweises an den Käufer oder Mieter.
Sehr schwere Verstöße (Bußgeld von 1001 bis 6000 Euro): vorsätzliche Fälschung oder völliges Fehlen des Dokuments beim Verkauf.
Zusätzliche Aspekte: ITE und globale Zertifizierungen
Für Mehrfamilienhäuser kann auch eine ITE (Inspección Técnica de Edificios) erforderlich sein, die alle 10 Jahre durchgeführt wird (die genauen Fristen werden von der Autonomen Gemeinschaft festgelegt). Beim Verkauf einer Wohnung muss manchmal nachgewiesen werden, dass das Gebäude die technische Inspektion bestanden hat. Darüber hinaus gewinnen in europäischen Ländern internationale Zertifikate wie LEED (Leadership in Energy and Environmental Design), BREEAM (Building Research Establishment Environmental Assessment Method) und „Passivhaus“ (ein Konzept für Gebäude mit nahezu Nullenergieverbrauch) an Popularität. In Spanien bleibt jedoch für die meisten Transaktionen der nationale Energieausweis das entscheidende Dokument.
Fazit
Der Energieausweis ist in Spanien ein obligatorisches Element jeder legalen Immobilientransaktion. Eigentümer, die das Dokument rechtzeitig erhalten, reduzieren das Risiko von Bußgeldern, erhalten Zugang zu „grünen Hypotheken“ und erhöhen auch die Attraktivität ihrer Immobilie auf dem Markt. Käufer wiederum können mögliche Energiekosten abschätzen und die Modernisierung im Voraus planen. Da bis 2030 für Gebäude der Klasse G zusätzliche Einschränkungen zu erwarten sind, lohnt es sich, frühzeitig für eine höhere Energieeffizienz zu sorgen. So erhalten Sie sowohl den Wert der Immobilie als auch Ihre eigene Gelassenheit.